Lernen für die Jura-Klausur:
12 Tipps für das ganze Studium
Die „heiße“ Phase vor den Klausuren: Du solltest nun so effektiv wie möglich Lernen, dabei entsteht bei vielen Jura-Studenten angesichts der Stofffülle ein Gefühl der Ratlosigkeit. Verlier jetzt nicht den Kopf, sondern sorge mit unseren Tipps für eine bestmögliche Vorbereitung!
Am besten nimmst Du die „Challenge“ einfach an: Du hast die Gelegenheit, Dich bald im Rahmen der Klausuren im Zivilrecht, Strafrecht und Öffentlichen Recht zu beweisen – und auch wenn Du mit der Vorbereitung hintendran bist, ist das kein Grund aufzugeben. Noch ist nichts verloren, und Du kannst durch eine engagierte Vorbereitung und das aktive Durchleben dieser Phase nur gewinnen. Nimm Dir so viel Zeit wie möglich, fahre andere Aktivitäten zurück. Phasen der Entspannung dürfen aber nicht fehlen, denn nur so kannst Du die Lernzeit optimal nutzen.
1. Früher anfangen! Nicht aufgeben!
Du hast schon während des Semesters fleißig gelernt? Dann überspring diesen Absatz.
Ein Top-Tipp, schon klar – aber bleib dran! Wenn Du Deinen Kopf bis kurz vor den Klausuren abgeschaltet hast, ist das selbstverständlich suboptimal. Die Menge des Lernstoffes ist nicht zu unterschätzen, und für die Zukunft solltest Du zeitiger lernen – z.B. durch ein unmittelbares Nacharbeiten Deiner Vorlesungsmitschriften und einer Wiederholung und Vertiefung der wichtigsten Bereiche. Wenn Du spät dran bist, steck den Kopf trotzdem nicht in den Sand. Mach es ab jetzt besser. Für die Klausuren solltest Du trotzdem noch die bestmögliche Vorbereitung angehen.
2. Informationen sammeln: Wie wird die Klausur aussehen?
Versuche so viel wie möglich über die Klausuren, die vor Dir liegen, herauszufinden, so früh wie möglich. Üblicherweise werden in der Klausur Fälle gelöst: Dir wird ein Sachverhalt präsentiert, und Du sollst die sich daraus ergebenden Rechtsfragen im Rahmen eines Gutachtens klären. Welche Themengebiete können abgefragt werden? Was sagen Professoren und AG-Leiter zum gewünschten Umfang, zu Formalia? Hast Du eine Möglichkeit, bei älteren Semestern gelaufene Klausuren zu bekommen – vielleicht sogar inklusive den Korrekturanmerkungen?
3. Ausstattung vervollständigen: Gesetz, Klausurblock, Stifte
Nie ohne Gesetz: Prüfe vor den Klausurphasen, ob Du eventuell noch neue Gesetze besorgen musst. Vergiss nicht, dass Du ja eventuell noch Unterstreichungen übertragen willst. Welche Markierungen erlaubt sind, ist je nach Uni unterschiedlich.
Kauf Dir Klausurblöcke: Ja, DIN-A4-Papier gibt es auch günstiger als die zu Apothekenpreisen angebotenen Klausurenblöcke. Trotzdem sind sie eine sinnvolle Investition, denn Du sparst Dir Zeit, wenn Du das Papier nicht erst mit einem 1/3-Korrekturrand versehen musst, und es sieht sauberer aus. Und das hilft.
Weitere Essentials bereitlegen: Ein Stift, am besten einen Ersatz-Stift, farbige Stifte für die Markierung des Sachverhalts, persönliche Glücksbringer (lebensgroße Justitia eventuell zu unhandlich).
4. Das Gesetz: Dein bester Freund und Helfer
Für die optimale Klausurvorbereitung ist es wichtig, dass Du Dich im für die Prüfung relevanten Bereich des Gesetzes auskennst. Mach Dich mit dem Gesetz vertraut: Bau Dir eine Übersicht mit der Struktur des jeweilig relevanten Gesetzes. Nein, schreib keine Liste mit allen §§ des BGB (2385) – aber verschaff Dir einen Überblick: blättere das Gesetz durch, lese es bei allen Gelegenheiten, markiere es im Rahmen des Zulässigen. In der Klausur kannst Du wertvolle Zeit sparen, wenn Du für die Falllösung relevanten Paragrafen nicht erst suchen musst. Identifiziere die wichtigsten Paragrafen, insbesondere die gängigen Anspruchsgrundlagen für die zivilrechtliche Klausur. Mach Dir eine Übersicht über die wesentlichen Bestimmungen. Wenn Deine Vorlesungsmitschriften lückenhaft sein sollten, schau zum Beispiel in einer Fallsammlung nach, mit welchen Paragrafen die Lösungen dort bewerkstelligt wurden.
5. Gutachtenstil vs. Urteilsstil: Lerne mit Fallsammlungen
Die meisten Klausuren im Studium verlangen von Dir ein Gutachten – z.B. über die zivilrechtlichen Ansprüche der im Sachverhalt des Falls genannten Personen untereinander im bürgerlichen Recht, oder zur Strafbarkeit des Verhaltens der Personen in einer Strafrechtsklausur. Wie Du in der Klausur Fälle im Rahmen eines Gutachten lösen kannst, kannst Du gut mit Fallsammlungen lernen. Der verlangte Gutachtenstil wirft eine Rechtsfrage auf, die dann geprüft und beantwortet wird. Das Gegenteil des Gutachtenstils ist der Urteilsstil: Das Ergebnis einer aufgeworfenen Rechtsfrage wird vorangestellt, und dann begründet. Gerade am Anfang des Studiums ist es wichtig, dass Du das Beherrschen des Gutachtenstils zeigst. Unproblematische Abschnitte Deiner Klausur kannst Du auch kürzer im Urteilsstil abhandeln – die richtige Mischung zeigt letztlich die Souveränität der Bearbeitung. Beispiele für die üblichen Formulierungen findest Du in den Fallsammlungen – lerne beim Lesen einer Falllösung darauf zu achten, ob der Autor den Gutachten- oder Urteilsstil verwendet. Es schadet nichts, wenn Du die Frage nach der richtigen Mischung Deinem Professor oder AG-Leiter stellst.
Achtung: In Lehrbüchern und Skripten sind oft ganz kurze Beispielsfälle eingearbeitet, bei denen es eher um die Darstellung eines Teilaspekts geht, als um eine passende Formulierung im Rahmen einer Klausur – orientiere Dich daher besser an den ausformulierten Lösungen in Fallsammlungen.
6. Prüfungsschemata und Definitionen: Pauken ohne Verstand?
Jura hat viel mit Verstehen zu tun, aber selbst wenn Du das Abi gut auch ohne Auswendig-Lernen über die Bühne gebracht hast, kann die Paukerei bei Jura durchaus hilfreich sein. In der Klausursituation solltest Du möglichst schnell das passende Prüfungsschema und Definitionen reproduzieren können – und diese auch verstehen. Prüfungsschemata und Definitionen findest Du in den Lehrbüchern und Skripten, und es gibt auch Sammlungen, die nur Schemata oder Definitionen beinhalten. Wenn Dir das passende Schema in der konkreten Klausur nicht einfallen will, kannst Du es wahrscheinlich aus dem Gesetz und Deinem Verständnis rekonstruieren, aber es wird mehr Zeit kosten.
Achtung: Im Endeffekt ist es wichtiger, die Gründe für die einzelnen Prüfschritte zu verstehen – als diese stur zu Papier zu bringen. Betrachte die Schemata oder das Pauken von Definitionen deshalb nur als einen Baustein zum Erfolg, nicht als allein seligmachend.
7. Probleme und Meinungsstreite: Es lohnt, für die Kür zu lernen
Nimm Dir Zeit um die wichtigsten Meinungsstreite zu verstehen. Zum einen helfen die verschiedenen Sichtweisen auf ein Problem das eigene Verständnis zu stärken – zum anderen liegt der Schwerpunkt in vielen gutachterlich zu schreibenden Klausuren bei einer Problematik, bei der die Rechtsprechung und/oder die Literatur unterschiedliche Lösungsansätze hervorgebracht hat. Wenn Du in der Klausur zeigen kannst, dass Du die Problematik erkannt und verstanden hast, und sogar die unterschiedlichen Lösungsansätze aufzeigen kannst, gewinnst Du wertvolle Punkte.
In der Vorlesung und den Tutorien oder Arbeitsgemeinschaften werden die prüfungsrelevanten Inhalte in der Regel angesprochen. Solltest Du Lücken in Deinen Aufzeichnungen haben, solltest Du diese zusammen mit Deinen Kommilitonen füllen. Schreib Dir eine Übersicht mit den wichtigsten Problemen und Meinungsstreiten, die Dir in der Klausur begegnen könnten.
8. Nutze verschiedene Lernmittel – aber verzettel Dich nicht
Es ist Gold wert, wenn Du ein eigenes Skript führst, z.B. wenn Du Deine Vorlesungsmitschriften verwenden kannst – und diese eventuell ausbaust. Dazu hilft es beim Lernen, wenn Du den Stoff in anderer Zusammenstellung anschaust: z.B. durch Übersichten, Schemata oder Definitionslisten, Lehrbücher und Skripte. Fallsammlungen beinhalten in der Regel die typischerweise abgefragten Konstellationen – die häufig gefragten Anspruchsgrundlagen im Zivilrecht, die typischen Delikte im Strafrecht. Verlier bei all dem Papier aber nicht den Überblick: Wenn es zeitlich noch passt, übernimm Schemata, Definitionen und Probleme in Dein eigenes Skript oder Deine eigenen Karteikarten. Es ist besser, wenn Du nicht 5 verschiedene Versionen eines Schematas oder einer Definition lernst. Benutze ein Lehrbuch und/oder Skript, aber greif auf zusätzliche Lehrbücher oder Skripte nur zurück, wenn es für das Verständnis notwendig ist.
9. Probier Online-Lernportale und Apps aus, aber kenne die Vor- und Nachteile
Parallel zum Lehrbuch oder Skript kannst Du Online-Angebote nutzen, die Dein juristisches Wissen verbessern. Wichtig ist hierbei nur: Der Zuschnitt Deiner Vorlesung und der Klausur kann von dem Umfang der Lernanwendung abweichen, insbesondere kann es sein, dass die Anwendung zwar z.B. das gesamte Zivilrecht abdeckt, im Detail aber wesentliche Inhalte auslässt. Das kann unterschiedliche Ursachen haben, z.B. wenn sich das Angebot als Repetitorium an Examenskandidaten richtet, noch in einer Aufbau-Phase ist oder nur bestimmte Inhalte als Lockmittel für ein Bezahlangebot bereithält. Prüfe deshalb, ob der inhaltliche Zuschnitt Deinen aktuellen Anforderungen entspricht. Es gilt das zuvor Gesagte: Es geht nicht darum, möglichst viele verschiedene Quellen zu benutzen, aber wenn Du ein Angebot nach Abwägung gut findest, schadet es als Ergänzung nicht.
10. Mehr als Lesen und Hören: Aktiv Lernen
Wenn Du zu der überwiegenden Mehrheit der Studenten gehörst, reicht eine reine Berieselung oder ein einmaliges Durchlesen des Stoffes nicht für eine gute Klausur aus. Markiere das Gelesene, mach Dir Notizen an den Rand, gehe Fragen nach, die sich Dir bei der Lektüre stellen. Wenn Du Fälle mit Lösungen lernst, probier erst selbst die Lösung aus, und gleiche diese dann auch aktiv mit der angebotenen Lösung ab. Pflege Dein eigenes Skript. Fragen, die Du Dir selbst nicht beantworten kannst, kann vielleicht eine Kommilitonin beantworten.
11. Wiederholen gegen das Vergessen
Das Gelernte solltest Du am folgenden Tag wiederholen, um das Vergessen aufzuhalten. Nur mit weiteren Wiederholungen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Lerninhalte erfolgreich in Dein Wissen übergehen. Sicher kannst Du Dich in der Klausur auch eventuell an etwas erinnern, was Du in der letzten Nacht vor der Klausur noch gelesen hast, aber der Stoff sitzt besser – und wird auch nach der Klausur nicht so leicht wieder vergessen – wenn Du nicht nur ins Kurzzeitgedächtnis gelernt hast.
12. Pausen, Pausen, Pausen
Wir haben es schon gesagt, und wir sagen es (immer) wieder. In der Regel ist es wenig hilfreich, wenn der Lerntag ohne Pausen gestaltet wird. Jeder hat dabei andere Bedürfnisse, aber bei jedem dürfte es Phasen von mehr oder weniger Konzentration und Leistungsfähigkeit geben. Die Lernphasen sind effektiver, wenn Du Deinem Gehirn zwischenzeitlich eine Pause gönnst. Es ist unvermeidlich, dass Dein Gehirn vermutlich ohne Dein Zutun weiterarbeitet, aber verzichte in der Pause auf Zufuhr neuen Stoffs. Während die Nährstoffaufnahme in der Pause sinnvoll ist, solltest Du es nicht übertreiben: Es muss vielleicht nicht die Kämpfer-Portion zum Mittagessen sein, auch nicht das Weizenbier (das gönnst Du Dir dann nach der Klausurenphase).
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